Niemand baut uns ein Schloss ...
... das mussten wir schon selbst tun
Wir - das sind die rund fünfzig Mitglieder des integrativen
Wohnprojekts StattSchloss in Hamburg, die seit April 2004 ihren Traum
vom "anders Wohnen in der Stadt" wahr machen können.
Mit Hilfe des Architekturbüros
PlanR, der Lawaetzstiftung
und der Wohnungsbaukreditanstalt baute die Genossenschaft
Wohnreform eG in der Unzerstraße 18 in Hamburg Altona für
uns das ehemalige Wohnheim des Vereins zur Wahrung der Zunftgebräuche
um in ein Wohnschloss mit 23 großen und kleinen Wohnungen. Das
Haus liegt direkt am Grüngürtel von Altona Altstadt. Haus
und Gelände teilten wir mit der Evangelischen
Stiftung Alsterdorf, die nebenan Wohnungen für rund zweiundzwanzig
behinderte Menschen einrichtete.
... so wie im Märchen ...
hat alles 1998 auf dem roten Sofa in der Küche einer Wohngemeinschaft
angefangen mit der verrückten Idee: "Lasst uns doch ein
Wohnprojekt gründen."
Danach ging es eher prosaisch weiter mit viel Arbeit und Zeitaufwand
für alle Beteiligten. Wir gründeten die Genossenschaft
Wohnreform eG, die als Dachgenossenschaft außer dem Wohnprojekt
StattSchloss auch noch weitere Hausgemeinschaften aufgenommen hat.
Die Johann Daniel-Lawaez-Stiftung
unterstützte uns beim Erwerb des Hauses und bei der Realisierung
des Projekts. Die Baupläne wurden vom Architekturbüro
PlanR gezeichnet, immer wieder korrigiert und abgestimmt, bis
sie schließlich beim Bauamt eingereicht und bewilligt wurden.
Die Bauphase selbst dauerte ungefähr ein Jahr, von der Grundsteinlegung
im Winter 2003 über das Richtfest im Sommer 2003 bis zum Einzug
Ende März 2004.
... da wohnen wir zwei dann ganz allein ...
Genau davon, vom "ganz allein wohnen" - auch zu zweit oder
als Kleinfamilie - hatten wir alle genug. Wir - das sind inzwischen
36 Erwachsene und 16 Kinder zwischen 5 Monaten und 72 Jahren.
Wir wohnen unter einem Dach in kleinen und großen Wohnungen,
selbst verwaltet und selbst bestimmt, in aktiver Nachbarschaft. Es
gibt Ein-Personenhaushalte, Paare, Familien, Alleinerziehende mit
ihren Kindern, Wohngemeinschaften in allen Altersgruppen. Wir arbeiten
in sozialen Berufen, in Kunst und Kultur, im Handwerk, in der Schule,
Hochschule oder im Büro. Wir sind Gartenfans und Gartenmuffel,
Vegetarier und Fleischsalatliebhaberinnen, leben hetero oder lesbisch,
hören Hardrock oder Bachkantaten, spielen Akkordeon oder Topfdeckel,
sind saunasüchtig, fernsehverfallen, Feuerspucker oder Badewannenkapitäne,
eher eigenbrödlerisch oder eher betriebsnudelig - wir haben alles
und nichts gemeinsam und insofern ein ganz normales Hamburger Mietshaus.
Nur dass wir das umeinander wissen. Und Wissen ändert alles.